Hemisphärenasymmetrien bei der Beurteilung von Musik
Author(s) / Creator(s)
Leichner, Reinhard
Bröscher, Nicole
Abstract / Description
Musik und Gefühle stehen in enger Beziehung. Diese enge Verflechtung von Musik und Gefühlen läßt sich mit demjenigen Ansatz am besten erklären, der die Dominanz der rechten Hemisphäre bei der Musik- und Gefühlswahrnehmung sowie der Musik- und Gefühlsproduktion postuliert. Die rechte Hemisphäre ist für Musik- und Gefühlsereignisse geeignet, weil sie für den Umgang mit dem Charakteristischen dieser Ereignisse, nämlich ihrer Gestalthaftigkeit und ihrer besonderen Qualität, spezialisiert ist. Aber auch die linke Hemisphäre ist an Musikereignissen beteiligt. Sie ist spezialisiert für zeitliche Aspekte der Musik. Im Experiment nahmen die Vpn Musikstücke entweder monaural (rechts, links) oder biaural wahr. Dabei wurde davon ausgegangen, daß mit dem rechten Ohr gehörte Musik linkshemisphärisch verarbeitet wird, mit dem linken Ohr wahrgenommene Musik dagegen rechtshemisphärisch. Die Musikstücke variierten bezüglich der Faktoren Aktivation (aktivierende vs. beruhigende Musik) und ihrer Valenz (positive vs. negative Musik). Aus der Kombination dieser beiden dichotomen Faktoren ergaben sich vier Musiktypen: Positiv-aktivierende, positiv-beruhigende, negativ-aktivierende und negativ-beruhigende Musik. Überprüft wurde mithilfe verschiedener Skalen, wie diese Musiktypen wahrgenommen wurden, sowie der Einfluß der Musik auf Verhaltenstendenzen, die eine der drei ein Gefühl definierenden Komponenten ausmachen. Vermutet wurde, daß sich Hemisphärenasymmetrien in der Wahrnehmung der Musik auswirken, nicht aber in den Verhaltenstendenzen, die vielmehr durch das von der Musik erzeugte Gefühl beeinflußt werden. Es zeigte sich, daß die rechte Hemisphäre besser geeignet ist, die Valenz der Musik wahrzunehmen, als die linke Hemisphäre. Dieses Ergebnis spricht für die Dominanz der rechten Hemisphäre bei der Musikwahrnehmung. Mit der linken, und insbesondere mit beiden Hemisphären gehörte Musik wird als schneller beurteilt als rechtshemisphärisch wahrgenommene Musik. Dieses Ergebnis deutet an, daß die linke Hemisphäre das Tempo der sich in der Zeit entwickelnden rechtshemisphärisch analysier ten Tongestalt abschätzt und dabei das tatsächlich hohe Tempo ermittelt. Hypothesengemäß wirken die Hemisphärenasymmetrien nicht in die Verhaltenstendenzen hinein.
Music and emotions are interconnected in a close relationship. This close relationship can best be explained in terms of a theory in which the right hemisphere is the dominant one for the perception of music and emotions as also for the production of music and emotions. The right hemisphere is suited for events like music and emotions, because it is specialised to pro cess an event as a gestalt. The left hemisphere also plays an important part in perceiving music, because it is specialised for temporal aspects of music like rhythm and tempo. In the experiment subjects perceived the music either monaural (right, left) or binaural. We proceeded from the assumption that music perceived with the right ear will be processed in the left hemisphere and music perceived with the left ear will be processed in the right hemisphere. The pieces of music varied in two factors: Activation (activated vs. calm music) and valence (positive vs. negative music). The combination of the two factors resulted in four types of music: positive activated, negative-activated, positive-calm, negative-calm. The quality of the four types of music were tested with different scales and in addition to that the influence of the music on behavioural tendencies which are one component of emotions was also registered. According to the hypothesis the hemispheric asymmetry has an effect on the perception of music but not on the behavioural tendencies. The behavioural tendencies are stronger effected from the emotion caused by music. lt showed that the right hemisphere is better suited to perceive the valence of music than the left hemisphere. This result supports the theory that the right hemisphere is the dominant one for the perception of music. Music perceived with the left, and especially with both hemispheres, will be judge to be faster in tempo than perceived with the right hemisphere. lt seems that the left hemisphere, and especially the working together of the two hemispheres, is better suited to estimate the actual tempo of music than the right hemisphere. According to the hypothesis the hemispheric asymmetry does not have an effect on behavioural tendencies.
Keyword(s)
Musikwahrnehmung Laterale Dominanz Linke Hirnhemisphäre Rechte Hirnhemisphäre Auditive Stimulation Music Perception Lateral Dominance Left Brain Right Brain Auditory StimulationPersistent Identifier
Date of first publication
1999
Is part of
Behne, K.-E., Kleinen, G. & de la Motte-Haber, H. (Hrsg.). (1999). Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 14: Wahrnehmung und Rezeption. Göttingen, Deutschland: Hogrefe.
Publisher
Hogrefe
Citation
Leichner, R. & Bröscher, N. (1999). Hemisphärenasymmetrien bei der Beurteilung von Musik. In K.-E. Behne, G. Kleinen & H. de la Motte-Haber (Hrsg.), Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 14: Wahrnehmung und Rezeption. Göttingen, Deutschland: Hogrefe.
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Author(s) / Creator(s)Leichner, Reinhard
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Author(s) / Creator(s)Bröscher, Nicole
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PsychArchives acquisition timestamp2020-08-20T10:06:37Z
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Made available on2020-08-20T10:06:37Z
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Date of first publication1999
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Abstract / DescriptionMusik und Gefühle stehen in enger Beziehung. Diese enge Verflechtung von Musik und Gefühlen läßt sich mit demjenigen Ansatz am besten erklären, der die Dominanz der rechten Hemisphäre bei der Musik- und Gefühlswahrnehmung sowie der Musik- und Gefühlsproduktion postuliert. Die rechte Hemisphäre ist für Musik- und Gefühlsereignisse geeignet, weil sie für den Umgang mit dem Charakteristischen dieser Ereignisse, nämlich ihrer Gestalthaftigkeit und ihrer besonderen Qualität, spezialisiert ist. Aber auch die linke Hemisphäre ist an Musikereignissen beteiligt. Sie ist spezialisiert für zeitliche Aspekte der Musik. Im Experiment nahmen die Vpn Musikstücke entweder monaural (rechts, links) oder biaural wahr. Dabei wurde davon ausgegangen, daß mit dem rechten Ohr gehörte Musik linkshemisphärisch verarbeitet wird, mit dem linken Ohr wahrgenommene Musik dagegen rechtshemisphärisch. Die Musikstücke variierten bezüglich der Faktoren Aktivation (aktivierende vs. beruhigende Musik) und ihrer Valenz (positive vs. negative Musik). Aus der Kombination dieser beiden dichotomen Faktoren ergaben sich vier Musiktypen: Positiv-aktivierende, positiv-beruhigende, negativ-aktivierende und negativ-beruhigende Musik. Überprüft wurde mithilfe verschiedener Skalen, wie diese Musiktypen wahrgenommen wurden, sowie der Einfluß der Musik auf Verhaltenstendenzen, die eine der drei ein Gefühl definierenden Komponenten ausmachen. Vermutet wurde, daß sich Hemisphärenasymmetrien in der Wahrnehmung der Musik auswirken, nicht aber in den Verhaltenstendenzen, die vielmehr durch das von der Musik erzeugte Gefühl beeinflußt werden. Es zeigte sich, daß die rechte Hemisphäre besser geeignet ist, die Valenz der Musik wahrzunehmen, als die linke Hemisphäre. Dieses Ergebnis spricht für die Dominanz der rechten Hemisphäre bei der Musikwahrnehmung. Mit der linken, und insbesondere mit beiden Hemisphären gehörte Musik wird als schneller beurteilt als rechtshemisphärisch wahrgenommene Musik. Dieses Ergebnis deutet an, daß die linke Hemisphäre das Tempo der sich in der Zeit entwickelnden rechtshemisphärisch analysier ten Tongestalt abschätzt und dabei das tatsächlich hohe Tempo ermittelt. Hypothesengemäß wirken die Hemisphärenasymmetrien nicht in die Verhaltenstendenzen hinein.de_DE
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Abstract / DescriptionMusic and emotions are interconnected in a close relationship. This close relationship can best be explained in terms of a theory in which the right hemisphere is the dominant one for the perception of music and emotions as also for the production of music and emotions. The right hemisphere is suited for events like music and emotions, because it is specialised to pro cess an event as a gestalt. The left hemisphere also plays an important part in perceiving music, because it is specialised for temporal aspects of music like rhythm and tempo. In the experiment subjects perceived the music either monaural (right, left) or binaural. We proceeded from the assumption that music perceived with the right ear will be processed in the left hemisphere and music perceived with the left ear will be processed in the right hemisphere. The pieces of music varied in two factors: Activation (activated vs. calm music) and valence (positive vs. negative music). The combination of the two factors resulted in four types of music: positive activated, negative-activated, positive-calm, negative-calm. The quality of the four types of music were tested with different scales and in addition to that the influence of the music on behavioural tendencies which are one component of emotions was also registered. According to the hypothesis the hemispheric asymmetry has an effect on the perception of music but not on the behavioural tendencies. The behavioural tendencies are stronger effected from the emotion caused by music. lt showed that the right hemisphere is better suited to perceive the valence of music than the left hemisphere. This result supports the theory that the right hemisphere is the dominant one for the perception of music. Music perceived with the left, and especially with both hemispheres, will be judge to be faster in tempo than perceived with the right hemisphere. lt seems that the left hemisphere, and especially the working together of the two hemispheres, is better suited to estimate the actual tempo of music than the right hemisphere. According to the hypothesis the hemispheric asymmetry does not have an effect on behavioural tendencies.en_US
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Publication statuspublishedVersion
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Review statuspeerReviewed
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External description on another websitehttps://www.pubpsych.de/get.php?id=0128552
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CitationLeichner, R. & Bröscher, N. (1999). Hemisphärenasymmetrien bei der Beurteilung von Musik. In K.-E. Behne, G. Kleinen & H. de la Motte-Haber (Hrsg.), Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 14: Wahrnehmung und Rezeption. Göttingen, Deutschland: Hogrefe.
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ISBN3-8017-1142-0
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Persistent Identifierhttps://hdl.handle.net/20.500.12034/2955
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Persistent Identifierhttps://doi.org/10.23668/psycharchives.3340
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Language of contentdeu
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PublisherHogrefe
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Is part ofBehne, K.-E., Kleinen, G. & de la Motte-Haber, H. (Hrsg.). (1999). Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 14: Wahrnehmung und Rezeption. Göttingen, Deutschland: Hogrefe.
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Keyword(s)Musikwahrnehmungde_DE
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Keyword(s)Rechte Hirnhemisphärede_DE
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Dewey Decimal Classification number(s)150
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TitleHemisphärenasymmetrien bei der Beurteilung von Musikde_DE
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TitleHemispheric asymmetries in the assessment of music [Translated with www.DeepL.com]en_US
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DRO typebookPart
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