"The Music of Nature"? Zum Verhältnis von Musikpsychologie und Musiktheorie
Author(s) / Creator(s)
Auhagen, Wolfgang
Abstract / Description
In einem historischen Abriss wird das Verhältnis von Musiktheorie und Musikpsychologie zu unterschiedlichen Zeiten dargestellt. Ausgangspunkt ist hierbei die Gegenüberstellung zweier konträrer musiktheoretischer Positionen: Musik als allgemeines Naturphänomen, Musik als in der Psyche des Menschen verankertes Phänomen. Anhand musiktheoretischer Traktate lässt sich zeigen, dass musikalische Regeln seit dem 17. Jahrhundert verstärkt auf menschliches Wahrnehmen, Denken und Erleben zurückgeführt wurden, also die zweite genannte Grundposition an Bedeutung gewann. Bereits im 16. Jahrhundert waren mathematische Proportionen als a priori gültiges Regulativ nicht mehr unumstritten und bedurften einer zusätzlichen Legitimation. Der Rückbezug auf psychische Grundlagen setzte einen ,idealisierten' Hörer voraus, denn die Verbindlichkeit des jeweiligen Regelsystems sollte nicht in Frage gestellt werden. Experimentelle musikpsychologische Forschungen der jüngeren Zeit haben allerdings gezeigt, dass es Diskrepanzen zwischen wahrgenommener Musikstruktur und deren musiktheoretischer Fundierung geben kann. Das Musikhören kann also nicht generell zur Stützung musiktheoretischer Konzepte herangezogen wer den. Von der Musikpsychologie bislang nur wenig erforscht, ist der musikalische Schaffensprozess, sowohl im Hinblick auf Komposition als auch im Hinblick auf Improvisation. Über viele Jahrhunderte hinweg aber war Musiktheorie zumindest in der abendländischen Tradition eine Angelegenheit von Komponisten, Kapellmeistern und Instrumentalisten. So bietet sich gerade dieser Bereich für gemeinsame Forschungsprojekte von Musiktheorie und Musikpsychologie an.
The paper presents a historic review of the relationship between music psychology and music theory, starting from two different positions: music as a phenomenon of nature, music as a human psychologic phenomenon. Treatises on music show that from the 17th century on, rules for composing music related to human perception, thinking, and experience. So, the second position became more and more important. Relating music theory to psychological phenomena relied on the concept of an 'idealized' listener because theoretical rules should be of general validity. However, recent experimental research in the psychology of music has shown several discrepancies between theoretic structural concepts and perceived music structure. Accordingly, music theory cannot be founded on perceptual processes completely. Creation in music (improvisation, composition) has not been studied by music psychology in detail despite the fact that music theory was a domain of composers and musicians for a long time. So, especially research in this field seems to be promising for joint projects of music psychology and music theory.
Keyword(s)
Musik Theorien Psychologie Geschichte Experimentalpsychologie Music Theories Psychology History Experimental PsychologyPersistent Identifier
Date of first publication
2013
Is part of
Auhagen, W., Bullerjahn, C. & Höge, H. (Hrsg.). (2013). Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 23: Musikpsychologie - Interdisziplinäre Ansätze. Göttingen, Deutschland: Hogrefe.
Publisher
Hogrefe
Citation
Auhagen, W. (2013). "The Music of Nature"? Zum Verhältnis von Musikpsychologie und Musiktheorie. In W Auhagen, C Bullerjahn & H Höge (Hrsg.), Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 23: Musikpsychologie - Interdisziplinäre Ansätze. Göttingen, Deutschland: Hogrefe.
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Author(s) / Creator(s)Auhagen, Wolfgang
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PsychArchives acquisition timestamp2020-05-20T15:25:07Z
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Made available on2020-05-20T15:25:07Z
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Date of first publication2013
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Abstract / DescriptionIn einem historischen Abriss wird das Verhältnis von Musiktheorie und Musikpsychologie zu unterschiedlichen Zeiten dargestellt. Ausgangspunkt ist hierbei die Gegenüberstellung zweier konträrer musiktheoretischer Positionen: Musik als allgemeines Naturphänomen, Musik als in der Psyche des Menschen verankertes Phänomen. Anhand musiktheoretischer Traktate lässt sich zeigen, dass musikalische Regeln seit dem 17. Jahrhundert verstärkt auf menschliches Wahrnehmen, Denken und Erleben zurückgeführt wurden, also die zweite genannte Grundposition an Bedeutung gewann. Bereits im 16. Jahrhundert waren mathematische Proportionen als a priori gültiges Regulativ nicht mehr unumstritten und bedurften einer zusätzlichen Legitimation. Der Rückbezug auf psychische Grundlagen setzte einen ,idealisierten' Hörer voraus, denn die Verbindlichkeit des jeweiligen Regelsystems sollte nicht in Frage gestellt werden. Experimentelle musikpsychologische Forschungen der jüngeren Zeit haben allerdings gezeigt, dass es Diskrepanzen zwischen wahrgenommener Musikstruktur und deren musiktheoretischer Fundierung geben kann. Das Musikhören kann also nicht generell zur Stützung musiktheoretischer Konzepte herangezogen wer den. Von der Musikpsychologie bislang nur wenig erforscht, ist der musikalische Schaffensprozess, sowohl im Hinblick auf Komposition als auch im Hinblick auf Improvisation. Über viele Jahrhunderte hinweg aber war Musiktheorie zumindest in der abendländischen Tradition eine Angelegenheit von Komponisten, Kapellmeistern und Instrumentalisten. So bietet sich gerade dieser Bereich für gemeinsame Forschungsprojekte von Musiktheorie und Musikpsychologie an.de_DE
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Abstract / DescriptionThe paper presents a historic review of the relationship between music psychology and music theory, starting from two different positions: music as a phenomenon of nature, music as a human psychologic phenomenon. Treatises on music show that from the 17th century on, rules for composing music related to human perception, thinking, and experience. So, the second position became more and more important. Relating music theory to psychological phenomena relied on the concept of an 'idealized' listener because theoretical rules should be of general validity. However, recent experimental research in the psychology of music has shown several discrepancies between theoretic structural concepts and perceived music structure. Accordingly, music theory cannot be founded on perceptual processes completely. Creation in music (improvisation, composition) has not been studied by music psychology in detail despite the fact that music theory was a domain of composers and musicians for a long time. So, especially research in this field seems to be promising for joint projects of music psychology and music theory.en_US
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Publication statuspublishedVersion
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Review statuspeerReviewed
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External description on another websitehttps://www.pubpsych.de/get.php?id=0274116
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CitationAuhagen, W. (2013). "The Music of Nature"? Zum Verhältnis von Musikpsychologie und Musiktheorie. In W Auhagen, C Bullerjahn & H Höge (Hrsg.), Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 23: Musikpsychologie - Interdisziplinäre Ansätze. Göttingen, Deutschland: Hogrefe.
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ISBN978-3-8017-2569-3
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Persistent Identifierhttps://hdl.handle.net/20.500.12034/2529
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Persistent Identifierhttps://doi.org/10.23668/psycharchives.2909
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Language of contentdeu
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PublisherHogrefe
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Is part ofAuhagen, W., Bullerjahn, C. & Höge, H. (Hrsg.). (2013). Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 23: Musikpsychologie - Interdisziplinäre Ansätze. Göttingen, Deutschland: Hogrefe.
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Keyword(s)Musikde_DE
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Keyword(s)Theoriende_DE
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Keyword(s)Psychologiede_DE
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Keyword(s)Geschichtede_DE
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Keyword(s)Experimentalpsychologiede_DE
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Keyword(s)Musicen_US
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Keyword(s)Theoriesen_US
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Keyword(s)Psychologyen_US
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Keyword(s)Historyen_US
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Keyword(s)Experimental Psychologyen_US
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Dewey Decimal Classification number(s)150
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Title"The Music of Nature"? Zum Verhältnis von Musikpsychologie und Musiktheoriede_DE
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Title"The Music of Nature"? The relationship between music psychology and music theory [Translated with www.DeepL.com]en_US
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DRO typebookPart
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