Book Part

Experimentelle Untersuchungen zum Erwerb eines impliziten musikalisch-syntaktischen Wissens

Author(s) / Creator(s)

Stoffer, Thomas H.
Vogelhuber, Rudolf

Abstract / Description

Zwei Experimente wurden durchgeführt, um einige Aspekte des Erwerbs von stillschweigendem musiksyntaktischem Wissen zu untersuchen. In Experiment 1 wurde das Erlernen einer künstlichen Transformationssyntax für Melodie mit einer expliziten Anweisung zur Regelinduktion mit dem zufälligen Lernen anhand zweier verschiedener Orientierungsaufgaben verglichen. Eine Orientierungsaufgabe sollte die Aufmerksamkeit auf die musikalischen Elemente lenken, die Gegenstand der Regeln der Syntax sind. Die Aufgabe in der Kontrollbedingung forderte die Probanden (S) lediglich auf, aufmerksam auf die Melodien zu hören. Die beste Leistung in einem Test der erworbenen impliziten syntaktischen Kenntnisse wurde in der expliziten Unterrichtsbedingung ohne Orientierungsaufgabe erzielt. Dieses Ergebnis widerspricht dem Vorschlag von Reber (1976), dass stillschweigendes Wissen am besten unter Bedingungen des zufälligen Lernens ohne bewusste Kontrolle der kognitiven Prozesse bei der Regelinduktion erworben wird. Nur wenn eine Aufmerksamkeit fordernde Orientierungsaufgabe und eine explizite Anweisung zur Regelinduktion kombiniert wurden, wurden Rebers (1976) Ergebnisse mit musikalischem Material reproduziert. In Experiment 2 sollten die Bedingungen weiter untersucht werden, unter denen ein gewisses Mehr an stillschweigendem musiksyntaktischem Wissen erlernt werden konnte. Orientierende Aufgaben, die nach struktureller Identifikation verlangten, und solche, die nach konnotativer semantischer Beschriftung verlangten, wurden verglichen, wobei die strukturelle Komplexität der Aufgaben in jedem Bereich orthogonal variiert wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass das gleiche Maß an stillschweigendem Wissen wie in der expliziten Anweisungsbedingung in Experiment 1 nur dann gefunden werden kann, wenn die strukturelle Komplexität der Orientierungsaufgabe eine Fokussierung der Aufmerksamkeit auf alle musikalischen Elemente erfordert, die Gegenstand der Syntaxregeln sind, und wenn eine explizite strukturelle Kodierung der musikalischen Beziehungen statt einer konnotativen Beschriftung verlangt wird, obwohl für die korrekte Beschriftung einer Melodie im Experiment implizit die gleichen musikalischen Beziehungen wie in den strukturellen Orientierungsaufgaben erkannt werden mussten. [Translated with www.DeepL.com]
Two experiments were conducted to explore some aspects of the acquisition of tacit music-syntactic knowledge. In Experiment 1 , learning of an artificial transformational syntax for melody with an explicit instruction for rule induction was compared with incidental learning using two different orienting tasks. One orienting task was designed to focus attention on the musical elements that are objects of the rules of syntax. The task in the control condition just asked subjects (S) to listen attentively to the melodies. Best performance in a test of acquired tacit syntactic knowledge was achieved in the explicit instruction condition without an orienting task. This result contradicts Reber' s (1976) suggestion that tacit knowledge is acquired best under conditions of incidental learning without conscious control of the cognitive processes involved in rule induction. Only when an attention demanding orienting task and explicit instruction to induce rules were combined, Reber's (1976) results were replicated with musical material. Experiment 2 was designed to further investigate the conditions under which some more learning of tacit music-syntactic knowledge would be observed. Orienting tasks asking for structural identification and those asking for connotative semantic labeling were compared, orthogonally varying the structural complexity of the tasks within each domain. Results show that the same amount of tacit knowledge as in the explicit instruction condition in Experiment 1 can be found only when the structural complexity of the orienting task demands focussing of attention to all the musical elements that are objects of the rules of syntax and when explicit structural coding of musical relationships is demanded instead of connotative labeling, despite the fact that in order to correctly label a melody connotatively in the experiment, the same musical relationships as in the structural orienting tasks had to be recognized implicitly.

Persistent Identifier

Date of first publication

1988

Is part of

Behne, K.-E., Kleinen, G. & de la Motte-Haber, H. (Hrsg.). (1988). Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 5: Empirische Forschungen - Ästhetische Experimente. Wilhelmshaven, Deutschland: Noetzel.

Publisher

Noetzel

Citation

Stoffer, T. H. & Vogelhuber, R. (1988). Experimentelle Untersuchungen zum Erwerb eines impliziten musikalisch-syntaktischen Wissens. In K-E Behne, G Kleinen & H de la Motte-Haber (Hrsg.), Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 5: Empirische Forschungen - Ästhetische Experimente. Wilhelmshaven, Deutschland: Noetzel.
  • Author(s) / Creator(s)
    Stoffer, Thomas H.
  • Author(s) / Creator(s)
    Vogelhuber, Rudolf
  • PsychArchives acquisition timestamp
    2020-08-20T10:02:42Z
  • Made available on
    2020-08-20T10:02:42Z
  • Date of first publication
    1988
  • Abstract / Description
    Zwei Experimente wurden durchgeführt, um einige Aspekte des Erwerbs von stillschweigendem musiksyntaktischem Wissen zu untersuchen. In Experiment 1 wurde das Erlernen einer künstlichen Transformationssyntax für Melodie mit einer expliziten Anweisung zur Regelinduktion mit dem zufälligen Lernen anhand zweier verschiedener Orientierungsaufgaben verglichen. Eine Orientierungsaufgabe sollte die Aufmerksamkeit auf die musikalischen Elemente lenken, die Gegenstand der Regeln der Syntax sind. Die Aufgabe in der Kontrollbedingung forderte die Probanden (S) lediglich auf, aufmerksam auf die Melodien zu hören. Die beste Leistung in einem Test der erworbenen impliziten syntaktischen Kenntnisse wurde in der expliziten Unterrichtsbedingung ohne Orientierungsaufgabe erzielt. Dieses Ergebnis widerspricht dem Vorschlag von Reber (1976), dass stillschweigendes Wissen am besten unter Bedingungen des zufälligen Lernens ohne bewusste Kontrolle der kognitiven Prozesse bei der Regelinduktion erworben wird. Nur wenn eine Aufmerksamkeit fordernde Orientierungsaufgabe und eine explizite Anweisung zur Regelinduktion kombiniert wurden, wurden Rebers (1976) Ergebnisse mit musikalischem Material reproduziert. In Experiment 2 sollten die Bedingungen weiter untersucht werden, unter denen ein gewisses Mehr an stillschweigendem musiksyntaktischem Wissen erlernt werden konnte. Orientierende Aufgaben, die nach struktureller Identifikation verlangten, und solche, die nach konnotativer semantischer Beschriftung verlangten, wurden verglichen, wobei die strukturelle Komplexität der Aufgaben in jedem Bereich orthogonal variiert wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass das gleiche Maß an stillschweigendem Wissen wie in der expliziten Anweisungsbedingung in Experiment 1 nur dann gefunden werden kann, wenn die strukturelle Komplexität der Orientierungsaufgabe eine Fokussierung der Aufmerksamkeit auf alle musikalischen Elemente erfordert, die Gegenstand der Syntaxregeln sind, und wenn eine explizite strukturelle Kodierung der musikalischen Beziehungen statt einer konnotativen Beschriftung verlangt wird, obwohl für die korrekte Beschriftung einer Melodie im Experiment implizit die gleichen musikalischen Beziehungen wie in den strukturellen Orientierungsaufgaben erkannt werden mussten. [Translated with www.DeepL.com]
    de_DE
  • Abstract / Description
    Two experiments were conducted to explore some aspects of the acquisition of tacit music-syntactic knowledge. In Experiment 1 , learning of an artificial transformational syntax for melody with an explicit instruction for rule induction was compared with incidental learning using two different orienting tasks. One orienting task was designed to focus attention on the musical elements that are objects of the rules of syntax. The task in the control condition just asked subjects (S) to listen attentively to the melodies. Best performance in a test of acquired tacit syntactic knowledge was achieved in the explicit instruction condition without an orienting task. This result contradicts Reber' s (1976) suggestion that tacit knowledge is acquired best under conditions of incidental learning without conscious control of the cognitive processes involved in rule induction. Only when an attention demanding orienting task and explicit instruction to induce rules were combined, Reber's (1976) results were replicated with musical material. Experiment 2 was designed to further investigate the conditions under which some more learning of tacit music-syntactic knowledge would be observed. Orienting tasks asking for structural identification and those asking for connotative semantic labeling were compared, orthogonally varying the structural complexity of the tasks within each domain. Results show that the same amount of tacit knowledge as in the explicit instruction condition in Experiment 1 can be found only when the structural complexity of the orienting task demands focussing of attention to all the musical elements that are objects of the rules of syntax and when explicit structural coding of musical relationships is demanded instead of connotative labeling, despite the fact that in order to correctly label a melody connotatively in the experiment, the same musical relationships as in the structural orienting tasks had to be recognized implicitly.
    en_US
  • Publication status
    publishedVersion
  • Review status
    notReviewed
  • Citation
    Stoffer, T. H. & Vogelhuber, R. (1988). Experimentelle Untersuchungen zum Erwerb eines impliziten musikalisch-syntaktischen Wissens. In K-E Behne, G Kleinen & H de la Motte-Haber (Hrsg.), Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 5: Empirische Forschungen - Ästhetische Experimente. Wilhelmshaven, Deutschland: Noetzel.
  • ISBN
    3-7959-0558-3
  • Persistent Identifier
    https://hdl.handle.net/20.500.12034/2835
  • Persistent Identifier
    https://doi.org/10.23668/psycharchives.3220
  • Language of content
    deu
  • Publisher
    Noetzel
  • Is part of
    Behne, K.-E., Kleinen, G. & de la Motte-Haber, H. (Hrsg.). (1988). Musikpsychologie. Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie. Band 5: Empirische Forschungen - Ästhetische Experimente. Wilhelmshaven, Deutschland: Noetzel.
  • Dewey Decimal Classification number(s)
    150
  • Title
    Experimentelle Untersuchungen zum Erwerb eines impliziten musikalisch-syntaktischen Wissens
    de_DE
  • Title
    Experimental investigations for the acquisition of an implicit musical-syntactic knowledge [Translated with www.DeepL.com]
    en_US
  • DRO type
    bookPart